Diese Website verwendet Funktionen, die Ihr Browser nicht unterstützt. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf eine aktuelle Version.

Das Leben von Herbert Halbertstadt (1935 - 2020) ist geprägtt vom Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Über viele Umwege kommt er zur Kunst.

Medien
  • Günther Wilhelm, Ludwigshafen
  •  | KNMA
  •  | Marchivum Mannheim
  •  | Olaf Lahr / KNMA
  •  | Reiss Engelhorn Museen Mannheim







Herbert Halberstadt wird am 30. April 1935 in Mannheim geboren. Die Familie lebt in der Fröhlichstraße, ab 1939 in der Erlenhof-Siedlung in der Waldhofstraße.





Halberstadt wächst mitten im Zweiten Weltkrieg auf. Der Vater ist ab 1941 Soldat.

Der Alltag der Familie ist bestimmt durch Luftangriffe und den regelmäßigen Gang in den Bunker in der Bürgermeister-Fuchs Straße.

Da die Mutter als Verkäuferin in der Alphornstraße arbeitet, kümmert sich die Großmutter Margarethe viel um den kleinen Jungen.





1941 wird er eingeschult, aber mit zunehmenden Luftangriffen, fällt der Unterricht immer öfters aus und ab Anfang 1944 bis zum Kriegsende, 1945, geht Halberstadt überhaupt nicht mehr zur Schule.





Die Jahre nach Kriegsende sind geprägt vom Schwarzmarkt-Handel. Der Vater ist seit 1944 als vermisst gemeldet. Die Mutter muss schauen, wie sie die Familie durchbringt.





Halberstadt schließt die Schule irgendwie ab. 1949 beginnt er eine Ausbildung als Maschinenschlosser und 1954 als Elektroschweißer. Er arbeitet viele Jahre als Schweißmeister im Stahlbau.





Halberstadt ist befreundet mit Walter Tauchert (1937–2005), der in den späten 1950er-Jahren bei der Schiffs- und Maschinenbau AG Mannheim arbeitet. Beide interessieren sich für Kunst und zeichnen gerne.

1962 entscheidet er sich – wie Tauchert schon einige Jahre zuvor – zu einem Studium an der Werkkunstschule (früher Freie Akademie) Mannheim.

Eigentlich will Halberstadt Malerei studieren, doch dann trifft er an der Kunstschule den Bildhauer Hans Nagel (1926–1978) und wird dessen Assistent.





Die erste Arbeit, bei der er Nagel unterstützt, ist eine Wandarbeit aus Beton (1962) im Innenhof des Gesundheitsamtes Mannheim.

Zusammen mit Walter Tauchert baut er dafür die Holzverschalung.





1964 beendet Halberstadt sein Studium und arbeitet als Schweißer bei der Firma Knauer Stahlbau auf der Friesenheimer Insel. Dort hat auch Hans Nagel sein Atelier.





Halberstadts handwerkliches Know-how ist für Hans Nagel wichtig. Von 1963 bis 1975 arbeitet er an dessen große Plastiken mit - den Montagen aus Eisenschrott und den Röhrenplastiken.

Die meisten dieser Arbeiten entstehen bei der Firma Knauer. Wenn Hans Nagel seine Arbeiten realisiert, wird Halberstadt von der Arbeit freigestellt.





Neben Halberstadts Berufstätigkeit entstehen ab 1964 eigene Stahlplastiken.





Die ersten Arbeiten entstehen aus Resten von Schweißdraht. Halberstadt schweißt sie in Flächen zusammen und setzt sie anschließend zu dreidimensionalen Raumkörpern zusammen.



In den folgenden Jahren entstehen weitere plastische Arbeiten.

Was Halberstadt dabei vor allem interessiert, ist die Statik dieser Konstruktionen, die sich auf einen stabilen Punkt reduzieren.





Seine erste Ausstellung hat er 1980 in der Galerie Gramsche in Worms.

In den darauf folgenden Jahren hört er auf, Kunst zu machen, bleibt aber mit vielen Mannheimer Künstlern und Künstlerinnen eng befreundet, etwa Peter Schnatz.



Ab 1995, bereits in Rente, wendet Herbert Halberstadt sich dann doch noch der Malerei zu.





Landschaften sind dabei eines seiner häufigsten Themen: In diesen, meist kleinformatigen Acryl-Arbeiten verwendet er einen modellierenden, reliefartigen Farbauftrag, der den Seheindruck verstärkt.



Ab 2010 entsteht eine Serie zum Naturschutzgebiet der Reißinsel in Mannheim.

Um die Stimmung der morbid-romantischen Landschaft wiederzugeben verwendet Halberstadt eine ungewöhnliche Technik.





Fünf postkartengroße Schwarzweiß-Fotos von einem Streifzug über die Insel bilden den Ausgangspunkt. Mehrfach reproduziert, übermalt er diese Fotos und akzentuiert die Motive.

Das ursprüngliche Foto wird durch Farben, Formen, Texturen und Farbschlieren übermalt und verfremdet.

Mit weißer Deckfarbe setzt er zusätzlich Lichter über die Farbstrukturen. Die Oberfläche wird durch Lack veredelt und steigert so die Brillanz.

Halberstadt arbeitet gegen die ursprüngliche Fotografie an.

Die Farbe wird malerisch weich, teils kalligrafisch, aber auch mit verkrustetem Pinsel ausgeführt, um der Acrylfarbschicht eine zeichnerische Härte zu geben.



Aus den ursprünglichen Fotos entstehen ähnliche Motive in unterschiedlicher Farbgebung.

Die Farbstimmungen assoziieren mal die Stille, mal die Dramatik der umherliegenden Baumstümpfe im Auenwald.

Die verschiedenen Motive erinneren an die Jahreszeiten.

Dies ist aber nicht das Ergebnis der ursprünglichen Fotos, sondern die Verwendung der Farben und die Bearbeitung der Oberfläche.

Buchstaben und die Wirkung von Schriftbildern sind ein weiteres Thema in den Arbeiten von Herbert Halberstadt.





Inspiriert dazu hat ihn ein syrischer Freund, der Kalligraph ist sowie Reisen nach Ägypten und Marokko.





In diesen Arbeiten bilden die Schriftzeichen keine sinntragende Einheit mehr, sondern sind nur auf ihre Formen und Linien reduziert.



Copy Collagen faszinieren Halberstadt in seinen letzten Lebensjahren.

Er schneidet Fotos, Texte aus Zeitschriften und Büchern aus, kopiert Ausschnitte aus seinen Acryl-Arbeiten, klebt alles zusammen, kopiert es wieder, vergrößert es, laminiert die Arbeiten und übermalt sie noch einmal partiell mit Acryl.









Impressum

Herbert Halberstadt (1935 - 2020) ist ein Projekt der Künstlernachlässe Mannheim

Herausgeber und Copyright: Künstlernachlässe Mannheim, 2024

Texte: Silvia Köhler

Redaktion: Sophia Denk, Silvia Köhler

Umsetzung: Sophia Denk

Realisiert mit PAGEFLOW

Bildmaterial: Künstlernachlässe Mannheim, MARCHIVUM, Günter Wilhelm.

Fotos Robert Häuser: © Robert Häusser – Robert-Häusser-Archiv/Curt-Engelhorn-Stiftung, Mannheim

Künstlernachlässe Mannheim, Waldparkstr. 28A, 68163 Mannheim gesetzlich vertreten durch Silvia Köhler

Telefon: 0151 287 07 629

E-Mail: info@kuenstlernachlaesse-mannheim.de

www.kuenstlernachlaesse-mannheim.de

Verantwortlich im Sinne des Rundfunkstaatsvertrags: Silvia Köhler, Künstlernachlässe Mannheim, Waldparkstr. 28A, 68163 Mannheim